Flocke in Oberhof
10.01.2025

Generationswechsel bei den DSV-Männern: „Es wird ein harter Weg.“ 

Aufstrebende Spätstarter, aber vorerst keine Youngsters in Sicht: DSV-Sportdirektor Felix Bitterling hat die Entwicklung der Spätstarter Danilo Riethmüller und Simon Kaiser gelobt, sieht aber gleichzeitig ein großes Loch zwischen den Arrivierten und aufrückenden Athleten aus dem Juniorenbereich. „Wir haben neun Männer, die alle im Weltcup konkurrenzfähig sind, aber dahinter klafft eine richtige Lücke.“  

Riethmüller und Kaiser sind mit bereits 25 Jahren die jüngsten Athleten aus diesem Kreis. Vor allem Riethmüller, der zuletzt mit einem zweiten Platz in Le Grand-Bornand für Aufsehen sorgte und sogar aktuell das Rote Trikot des Massenstart-Führenden trägt, attestiert der Sportdirektor eine sehr gute Entwicklung. „Als wir uns vor zwei Jahren das erste Mal getroffen haben, da hätte ich nicht viel dafür eingesetzt, dass er in diese Sphären kommt. Da war er noch kein Profi“, findet Bitterling klare Worte über den einstigen Juniorenweltmeister. „Von der Einstellung und Disziplin her war er sehr weit weg von Weltklasse. Umso beeindruckender ist, dass er diesen Weg gemacht hat. Riethmüller, der zwischenzeitlich sogar aus dem B-Kader rutschte und drohte aus dem Sportfördersystem zu fallen, sei inzwischen sehr gereift. „Er ist selbstbewusst, fragt viel, saugt alles auf – das zeichnet einen guten jungen Athleten aus“, sagt Bitterling. Der gebürtige Sachsen-Anhaltiner sei „ungebremst in den Keller gefallen“ und habe im letzten Jahr angefangen „sich auszugraben“. Dazu beigetragen hätte auch das eine oder andere „nicht so freundliche Gespräch“ mit Bitterling, aber auch mit seinen Trainern. Ihm sei klargemacht worden: „Entweder du gehst jetzt den richtigen Weg, ansonsten wird der Zug ohne dich abfahren“. 

„Vielleicht“, mutmaßt Bitterling, sei dem jungen Riethmüller „zu früh, vieles zu leicht von der Hand gegangen“. Er habe sich im Juniorenbereich jetzt „nicht alle drei Füße ausreißen müssen, um gut zu sein“. Hier sieht Bitterling auch Parallelen zum Rest des Feldes im Männerbiathlon. „Die Hälfte der guten Athleten sind nicht die geborenen Talente, sondern die haben irgendwann zum 20. Mal Anlauf genommen und dann hat es geklappt, weil sie einfach den Willen haben.“ 

Auch Kollegen wie Justus Strelow haben die Entwicklung von Kaiser und Riethmüller genau beobachtet. „Es war bei beiden nur eine Frage der Zeit. Beide haben sich gut entwickelt“, sagt Strelow. „Ich freue mich, dass die Oberhofer Trainingsgruppe hier so stark vertreten ist. Das zeigt, was wir für eine coole und leistungsstarke Truppe sind.“ 

Aber wieso dauert es in Deutschland so lange, bis Toptalente den Anschluss im Männerbereich finden? Wieso laufen und schießen gerade in Norwegen junge Athleten wie Martin Uldal auf Anhieb auf Weltklasseniveau und kämpfen direkt im Weltcup um Siege mit? „Wenn ich die Antwort darauf hätte, wäre ich nicht mehr beim DSV, sondern bei der NASA“, scherzt der Sportdirektor aus Berchtesgaden. Außerdem sei dies kein exklusives DSV-Phänomen, sondern ein internationaler Trend. Über die Nationen hinweg hätten die Teams entweder starke Männer oder starke Frauen zu bieten – die einzige Ausnahme sei Frankreich, die sowohl im Damen- als auch im Herrenbereich Weltklasse verkörpern. Die Norweger hätten scheinbar endlos viele extrem starke Männer, im Frauenbereich aber zuletzt definitiv Probleme. Darüber werde international viel diskutiert. „Ich habe aber bisher noch keinen getroffen, der mir sagen kann, warum das so ist.“, sagt Bitterling. 

Mit „unterschiedlichen Herangehensweisen“ will man nun im deutschen Team die Durchlässigkeit zum Seniorenbereich fördern und Talente pushen. „Wir haben zu wenige junge Athleten, die früh in die nächste Serie aufsteigen und die richtig Druck machen aus dem IBU-Cup.“ Künftig wolle man deshalb eine Quote für bestimmte Alterskategorien beim IBU-Junior- und beim IBU-Cup reservieren. Die Jungen sollen, auch wenn sie noch nicht so leistungsfähig sind, internationales Flair schnuppern. „Es ist aber nicht so, dass ich mal schnell drei Schräubchen drehe und nächstes Jahr habe ich dann fünf. Wir haben den einen oder anderen kleinen Ansatz bei Junioren-Weltmeisterschaften gesehen, aber das ist ein harter Weg“, prophezeit Bitterling. Am Wochenende können sich zumindest die Spätstarter aus der Oberhofer Trainingsgruppe erstmals vor heimischen Publikum beweisen.  

 

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